Am 29. Juli 2013 um 10:00h hatten wir den Termin in Schweinfurt. Nach einer langen Fahrt und mit 40 Minuten Verspätung sind wir um 10:40h endlich an unserem Ziel, dem Tiergesundheitszentrum Schweinfurt angekommen.
Nach der Anmeldung wurde ich mit Wish in den Behandlungsraum gebeten, wo uns wenig später Frau Horch begrüsste. Während ich den Papierkram erledigte, schaute sie sich die von mir mitgebrachten medizinischen Unterlagen an. Anschliessend bat sie mich, von Wish zu erzählen und wollte viele Details über sein Verhalten wissen. Danach ging es nach draussen und ich musste Wish im Langsamschritt, Normalschritt (Trab) und Laufschritt gehen lassen. Langsamschritt und Normalschritt ging noch einigermassen, beim Laufschritt schraubte Wish dann so hoch, dass er nur noch an mir hochsprang und meine Arme “festhielt”. So brachen wir den Laufschritt ab und ich musste Wish noch ein paar mal im Kreis gehen lassen (links und rechts herum) und dabei den Kreis immer kleiner machen. Frau Horch hat alles gefilmt.
Wieder im Behandlungszimmer hat mir Frau Horch berichtet, was ihr an Wish’s Gangwerk auffällt. Er entlaste hinten sehr stark (stehe viel zu steil) und verlege viel zu viel Gewicht nach vorne. Die linke Schulter drehe er sehr stark nach aussen und infolgedessen auch sein linkes Vorderbein. Durch die Schmerzen in den Schultern bzw. Vorderbeinen, strecke er diese viel zu wenig durch und überdehne dadurch die Handgelenke, was sich darin äussere, dass er diese ein wenig “nach hinten” abknickt. Weiter ist ihr aufgefallen, dass Wish den hinteren Teil seines Rückens nicht biegt wenn er im Kreis geht. Sie untersuchte Wish nun auf dem Behandlungstisch von vorne bis hinten und von oben bis unten, bog jedes Gelenk in alle möglichen Richtungen, tastete die Muskulatur ab und erklärte mir vorzu, was ihr auffiel. Zum Beispiel seien die Sprunggelenke instabil und beim Durchstrecken der Hinterbeine, drehe Wish diese nach innen, was nicht sein sollte. Die Muskulatur innen an den Oberschenkeln sei “zu kräftig”, diejenige aussen an den Oberschenkeln hingegen viel zu schwach. Ein typischer Hinweis, dass er die Hüfte schmerzbedingt entlaste. Ein spezieller Handgriff (Hochheben der angezogenen Hinterbeinen und Druck auf das Steissbein) liess sie darauf schliessen, dass im hinteren Rückenberich auch was nicht in Ordnung ist. Aufgrund all dieser Untersuchungen sagte sie mir, dass sie die Schultern, den hinteren Rückenbereich und die Sprunggelenke Röntgen möchte. Ich stimmte dem zu und habe zusätzlich ein PennHIP-Röntgen verlangt, weil ich einfach wissen will, was dabei rauskommt (PennHIP ist eine neue Röntgentechnik, welche mittels Computerauswertung viel genauere Daten zum wirklichen Zustand einer Hüfte liefert, als dies die gängigen HD-Röntgen tun). Dann legte sie Wish in Narkose und kontrollierte nochmals die Beweglichkeit der verschiedenen Gelenke. Wie erwartet, waren alle viel beweglicher, der linke Ellbogen allerdings konnte etwas weniger gebeugt werden als der rechte. Somit sind Wish’s Gelenke aber soweit “mechanisch” noch in Ordnung, er kann sie “nur” schmerzbedingt nicht mehr alle korrekt bewegen und weil durch die Schonhaltung die einen Muskeln bzw. Sehnen verkürzt und andere überdehnt wurden.
Zurück aus dem Röntgenraum zeigte mir Frau Horch alle Röntgenbilder und erklärte mir genau, wie was aussehen sollte und wie es eben bei Wish aussieht. Wish hat neben HD und ED Arthrosen in beiden Schultern, in beiden Sprunggelenken und sein hinterster Rückenwirbel ist in einer Fehlposition. Weiter lässt das Röntgenbild daraus schliessen, dass Wish in der linken Schulter eine OCD hat. Ich hab’ nur dagestanden und zugehört und bin im Nachhinein über mich selbst erstaunt, wie sachlich ich das alles “entgegen genommen” habe, ausser Stande, irgendwie emozional zu reagieren. Wohl ein schockähnlicher Zustand… Ich hab’ dann natürlich auch nach den möglichen Ursachen für das ganze Desaster gefragt und Frau Horch hat mir geantwortet, dass anhand des Gesamtbildes eindeutig die HD die (Haupt)ursache für all die anderen Veränderungen sei. Und sie hat mir auch versichert, dass ich mit Welpe bzw. Junghund in Watte packen die HD nicht hätte verhindern können. Wovon sie aber sehr abgeraten hat ist, arthroskopisch in ein Gelenk hineinzugucken, welches keine Lahmheit verursacht, wie ich es bei Wish’s rechtem Ellbogen „sicherheitshalber“ habe machen lassen. Sobald ein Gelenk eröffnet wird, bildet sich dort unweigerlich eine Arthrose. Das hat sie mir aber erst auf mein ausdrückliches nachfragen gesagt, also keineswegs vorwurfsvoll. Sie sagte mir aber auch, dass es super sei, dass ich mit Wish so früh zu ihnen gekommen sei, viele “solche” Hunde fänden den Weg nach Schweinfurt erst mit fünf-sechs Jahren, wenn sie sich auf einmal kaum noch bewegen können. Ebenfalls auf mein ausdrückliches Nachfragen hat sie mir bestätigt, dass eine orthopädische Frühuntersuchung im Welpenalter bei Wish natürlich noch idealer gewesen wäre, da bei einer Früherkennung der HD, bereits in der Wachstumsphase die nötigen Massnahmen hätten ergriffen werden und damit verschiedene „Folgeschäden“ hätten vermieden werden können.
Nachdem wir alles besprochen hatten, sagte mir Frau Horch, dass es nichts bringt, nur in den Hüften und Ellbogen Berlock-Implantate zu setzen, auch in den Sprunggelenken, dem hinteren Teil des Rückens und in den Schultern sei dies notwendig, um alle Schmerzregionen zu erreichen. Und somit hat Wish durch Herrn Dr. Horch nun insgesamt 44 Berlock-Implantate eingesetzt erhalten.
Frau Horchs Hauptanliegen ist, dass sich Wish so rasch wie möglich wieder frei bewegen kann, das sei sehr wichtig, auch für sein psychisches Wohlbefinden. Wish habe sich nun lange genug einschränken müssen. An Stelle von zwei Wochen Leinenzwang mit nur sehr kurzen Spaziergängen im Lagsamschritt, muss Wish deshalb nun zwar weitere zwei Wochen an der Leine gehen, darf sich an der Flexileine aber grundästzlich “frei” bewegen. Anschliessend ist gezielter Muskelaufbau angesagt (über niedrige Hindernisse steigen, bergauf gehen usw.). Schwimmen darf Wish bereits seit dem Tag nach der Goldimplantation wieder 🙂
Ich kann das Tiergesundheitszentrum Schweinfurt sehr empfehlen und ginge sofort wieder dort hin. An dieser Stelle möchte ich mich bei Frau Horch und Herrn Dr. Horch nochmals ganz herzlich für die kompetente und professionelle Behandlung und Betreuung bedanken, beide nahmen sich alle Zeit der Welt, um jede einzelne Frage von mir ausführlich zu beantworten und sowohl Wish als auch ich fühlten uns bei ihnen in besten Händen!